Olivia Fuchs
„Der österreichische Honig ist unser Superfood – das sollte jeder bei uns wissen“
Von der Reiseleiterin zur Imkerin und Sensorik-Jurorin –
und nun an der Spitze des Österreichischen Imkerbundes:
Olivia Fuchs bringt einen bunten und praxisnahen Erfahrungsschatz mit.
Im Interview spricht sie über ihren Zugang zur Imkerei, ihre Begeisterung für Honigsensorik und
darüber, was sie mit ihrer neuen Rolle als Geschäftsführerin bewirken möchte.
Wie sind Sie zur Imkerei gekommen?
Ich bin gebürtige Steirerin und habe mich schon als Jugendliche für Naturwissenschaften begeistert.
Meine Fachbereichsarbeit in der AHS handelte – ohne familiären Imkerhintergrund – tatsächlich
von Bienen. Aber die Imkerei selbst kam erst später. Nach der Matura zog es mich ins Ausland:
Ich war Reiseleiterin auf Kreta, Teneriffa und in Bulgarien, habe Ausflüge organisiert, Gäste betreut
und gelernt, wie wichtig Flexibilität und Kommunikation sind. Danach folgten Stationen bei den Austrian Airlines und im Marketing eines Hotelportals – mit 30 habe ich dann einen mutigen Schritt gewagt: Ein Agrarstudium an der BOKU, mit Kind und Selbsterhalterstipendium.
Heute lebe ich mit meinem Mann und unseren drei Kindern in Puchberg am Schneeberg. Wir haben
eine Landwirtschaft aus einer Verlassenschaft übernommen und zu einem kleinen Bio-Betrieb mit
Schafen, Ferienwohnung und rund 20 Bienenvölkern entwickelt. Die Imkerei kam schrittweise – zuerst
über das Interesse am Honig, dann über die Kurse, das eigene Tun und schließlich die Leidenschaft.
Was hat Sie zur Sensorik gebracht?
Honig hat mich von Anfang an fasziniert – als Produkt, das jedes Jahr anders schmeckt und sich durch
Lage, Blüte, Wetter und Pflege verändert. Die Vielfalt heimischer Honige ist beeindruckend. An der
BOKU war es dann die Vorlesung von Christian Boigenzahn, die meine Neugier geweckt hat. Besonders
die abschließende Verkostung von Susanne Wimmer (Anm.: Laborleitering, oö. Landesverband) war ein
Schlüsselerlebnis: Ich wollte mehr wissen, mehr schmecken, differenzierter wahrnehmen.
Ich habe dann alle Kurse gemacht, die ich finden konnte – vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen
– und war schließlich Teil der Honig-Jury in Wieselburg. Inzwischen durfte ich schon zwei Mal
beim Bewerb mitverkosten. Das ist jedes Mal spannend – die Honige, die Kollegen, der Austausch. Und
man lernt immer weiter.
Was ist das Reizvolle an Honigsensorik?
Für mich ist es eine Kombination aus Achtsamkeit, Wissen und Überraschungsmomenten.
Man taucht tief ein in das, was Honig ausmacht – Konsistenz, Geruch, Geschmack, Mundgefühl. Es geht nicht nur darum, ob etwas „gut“ ist, sondern was genau man wahrnimmt. Die Aromaboxen, mit denen wir sensorisch trainieren, sind dabei extrem hilfreich. Wenn man etwa erkennt, dass ein Waldhonig nach Trockenfrüchten riecht oder ein Lindenhonig eine mentholartige Frische hat – dann bekommt das Produkt plötzlich einen typischen Charakter. Gleichzeitig ist Sensorik ein wertvolles Werkzeug zur Qualitätssicherung.
In Kombination mit den Laborwerten entsteht beim Bewerb ein vollständiges Bild – und die besten Honige erhalten verdient Aufmerksamkeit. Das ist Anerkennung für das Handwerk dahinter. Und für die Konsumenten hilft es, ein Gefühl für Unterschiede zu entwickeln.
Seit 1. Juni sind Sie Geschäftsführerin des Österreichischen Imkerbunds.
Warum haben Sie sich beworben – und was sind Ihre Ziele?
Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und sofort gespürt: Das passt. Die Themen lagen mir
ohnehin schon am Herzen – Produktqualität, Konsumentenkommunikation, Imkerei als Teil der
Landwirtschaft. Und ich wollte eine Tätigkeit, wo ich mit voller Überzeugung dahinterstehen kann.
Der Österreichische Imkerbund ist eine starke Organisation mit großer Reichweite. Ich sehe meine Aufgabe
darin, gemeinsam mit dem Vorstand, den Landesverbänden und Biene Österreich strategisch weiterzudenken. Wie können wir diese hohe Qualität besser sichtbar machen? Wie vermitteln wir den Wert von regionalem Honig im Vergleich zu Billigimporten? Und wie stärken wir die Imkerinnen und
Imker in ihrer täglichen Arbeit?
Was liegt Ihnen konkret besonders am Herzen?
Eines meiner zentralen Anliegen ist die Kommunikation nach außen – in Richtung Konsumenten,
Medien und Politik. Die Schlagzeilen rund um gefälschten Honig haben gezeigt, dass es noch viel
Aufklärungsbedarf gibt. Wenn Konsumenten nicht wissen, woran sie echten, hochwertigen Honig
erkennen – wie sollen sie dann eine richtige Kaufentscheidung treffen?
Ich möchte daran mitarbeiten, dass österreichischer Honig seinen Platz als hochwertiges Naturprodukt
behält – und ausbaut. Dazu gehört, dass wir unsere eigenen Standards hochhalten, aber auch, dass
wir uns als Imker selbstbewusst präsentieren. Und ich sehe großes Potenzial in der Zusammenarbeit
mit Schulen, dem Lebensmittelhandel und der Gastronomie.
Wie sehen Sie den ÖIB künftig positioniert?
Ich wünsche mir, dass wir eine Plattform sind, die Wissen vermittelt, Austausch fördert und
Impulse setzt – auch im Sinne der Nachwuchsförderung. Es gibt so viele motivierte Jungimker, die
nicht nur Bienen halten, sondern mitdenken, weiterentwickeln, gestalten wollen. Diese Energie
möchte ich verstärken. Gleichzeitig geht es mir auch um Nachhaltigkeit – im Produkt wie in
der Kommunikation. Wir müssen viel lauter und selbstbewusster sagen wie viel Know-how, Naturverständnis
und Arbeit in einem Glas österreichischem Honig steckt.
Das ist kein Nischenprodukt, das ist Kulturgut. Und je mehr das verstanden wird, desto besser für alle:
Bienen, Imker – und Konsumenten.
Was wünschen Sie sich persönlich für Ihre neue Aufgabe?
Ich wünsche mir, dass wir den Wert der Imkerei sichtbarer machen – in der Öffentlichkeit, in
der Politik, aber auch innerhalb der eigenen Strukturen. Dass wir uns austauschen, vernetzen und
voneinander lernen. Und dass wir den Blick erweitern: Von der Biene als Honiglieferantin hin zur Biene
als Botschafterin für Biodiversität, Regionalität und Umweltbildung.
Wenn am Ende mehr Menschen bewusst zu heimischem Honig greifen
– nicht, weil er billig ist, sondern weil sie den Unterschied schmecken –
dann habe ich mein Ziel erreicht.
OLIVIA FUCHS
KONTAKT
fuchs@imkerbund.at
und nun an der Spitze des Österreichischen Imkerbundes:
Olivia Fuchs bringt einen bunten und praxisnahen Erfahrungsschatz mit.
Im Interview spricht sie über ihren Zugang zur Imkerei, ihre Begeisterung für Honigsensorik und
darüber, was sie mit ihrer neuen Rolle als Geschäftsführerin bewirken möchte.
Wie sind Sie zur Imkerei gekommen?
Ich bin gebürtige Steirerin und habe mich schon als Jugendliche für Naturwissenschaften begeistert.
Meine Fachbereichsarbeit in der AHS handelte – ohne familiären Imkerhintergrund – tatsächlich
von Bienen. Aber die Imkerei selbst kam erst später. Nach der Matura zog es mich ins Ausland:
Ich war Reiseleiterin auf Kreta, Teneriffa und in Bulgarien, habe Ausflüge organisiert, Gäste betreut
und gelernt, wie wichtig Flexibilität und Kommunikation sind. Danach folgten Stationen bei den Austrian Airlines und im Marketing eines Hotelportals – mit 30 habe ich dann einen mutigen Schritt gewagt: Ein Agrarstudium an der BOKU, mit Kind und Selbsterhalterstipendium.
Heute lebe ich mit meinem Mann und unseren drei Kindern in Puchberg am Schneeberg. Wir haben
eine Landwirtschaft aus einer Verlassenschaft übernommen und zu einem kleinen Bio-Betrieb mit
Schafen, Ferienwohnung und rund 20 Bienenvölkern entwickelt. Die Imkerei kam schrittweise – zuerst
über das Interesse am Honig, dann über die Kurse, das eigene Tun und schließlich die Leidenschaft.
Was hat Sie zur Sensorik gebracht?
Honig hat mich von Anfang an fasziniert – als Produkt, das jedes Jahr anders schmeckt und sich durch
Lage, Blüte, Wetter und Pflege verändert. Die Vielfalt heimischer Honige ist beeindruckend. An der
BOKU war es dann die Vorlesung von Christian Boigenzahn, die meine Neugier geweckt hat. Besonders
die abschließende Verkostung von Susanne Wimmer (Anm.: Laborleitering, oö. Landesverband) war ein
Schlüsselerlebnis: Ich wollte mehr wissen, mehr schmecken, differenzierter wahrnehmen.
Ich habe dann alle Kurse gemacht, die ich finden konnte – vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen
– und war schließlich Teil der Honig-Jury in Wieselburg. Inzwischen durfte ich schon zwei Mal
beim Bewerb mitverkosten. Das ist jedes Mal spannend – die Honige, die Kollegen, der Austausch. Und
man lernt immer weiter.
Was ist das Reizvolle an Honigsensorik?
Für mich ist es eine Kombination aus Achtsamkeit, Wissen und Überraschungsmomenten.
Man taucht tief ein in das, was Honig ausmacht – Konsistenz, Geruch, Geschmack, Mundgefühl. Es geht nicht nur darum, ob etwas „gut“ ist, sondern was genau man wahrnimmt. Die Aromaboxen, mit denen wir sensorisch trainieren, sind dabei extrem hilfreich. Wenn man etwa erkennt, dass ein Waldhonig nach Trockenfrüchten riecht oder ein Lindenhonig eine mentholartige Frische hat – dann bekommt das Produkt plötzlich einen typischen Charakter. Gleichzeitig ist Sensorik ein wertvolles Werkzeug zur Qualitätssicherung.
In Kombination mit den Laborwerten entsteht beim Bewerb ein vollständiges Bild – und die besten Honige erhalten verdient Aufmerksamkeit. Das ist Anerkennung für das Handwerk dahinter. Und für die Konsumenten hilft es, ein Gefühl für Unterschiede zu entwickeln.
Seit 1. Juni sind Sie Geschäftsführerin des Österreichischen Imkerbunds.
Warum haben Sie sich beworben – und was sind Ihre Ziele?
Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und sofort gespürt: Das passt. Die Themen lagen mir
ohnehin schon am Herzen – Produktqualität, Konsumentenkommunikation, Imkerei als Teil der
Landwirtschaft. Und ich wollte eine Tätigkeit, wo ich mit voller Überzeugung dahinterstehen kann.
Der Österreichische Imkerbund ist eine starke Organisation mit großer Reichweite. Ich sehe meine Aufgabe
darin, gemeinsam mit dem Vorstand, den Landesverbänden und Biene Österreich strategisch weiterzudenken. Wie können wir diese hohe Qualität besser sichtbar machen? Wie vermitteln wir den Wert von regionalem Honig im Vergleich zu Billigimporten? Und wie stärken wir die Imkerinnen und
Imker in ihrer täglichen Arbeit?
Was liegt Ihnen konkret besonders am Herzen?
Eines meiner zentralen Anliegen ist die Kommunikation nach außen – in Richtung Konsumenten,
Medien und Politik. Die Schlagzeilen rund um gefälschten Honig haben gezeigt, dass es noch viel
Aufklärungsbedarf gibt. Wenn Konsumenten nicht wissen, woran sie echten, hochwertigen Honig
erkennen – wie sollen sie dann eine richtige Kaufentscheidung treffen?
Ich möchte daran mitarbeiten, dass österreichischer Honig seinen Platz als hochwertiges Naturprodukt
behält – und ausbaut. Dazu gehört, dass wir unsere eigenen Standards hochhalten, aber auch, dass
wir uns als Imker selbstbewusst präsentieren. Und ich sehe großes Potenzial in der Zusammenarbeit
mit Schulen, dem Lebensmittelhandel und der Gastronomie.
Wie sehen Sie den ÖIB künftig positioniert?
Ich wünsche mir, dass wir eine Plattform sind, die Wissen vermittelt, Austausch fördert und
Impulse setzt – auch im Sinne der Nachwuchsförderung. Es gibt so viele motivierte Jungimker, die
nicht nur Bienen halten, sondern mitdenken, weiterentwickeln, gestalten wollen. Diese Energie
möchte ich verstärken. Gleichzeitig geht es mir auch um Nachhaltigkeit – im Produkt wie in
der Kommunikation. Wir müssen viel lauter und selbstbewusster sagen wie viel Know-how, Naturverständnis
und Arbeit in einem Glas österreichischem Honig steckt.
Das ist kein Nischenprodukt, das ist Kulturgut. Und je mehr das verstanden wird, desto besser für alle:
Bienen, Imker – und Konsumenten.
Was wünschen Sie sich persönlich für Ihre neue Aufgabe?
Ich wünsche mir, dass wir den Wert der Imkerei sichtbarer machen – in der Öffentlichkeit, in
der Politik, aber auch innerhalb der eigenen Strukturen. Dass wir uns austauschen, vernetzen und
voneinander lernen. Und dass wir den Blick erweitern: Von der Biene als Honiglieferantin hin zur Biene
als Botschafterin für Biodiversität, Regionalität und Umweltbildung.
Wenn am Ende mehr Menschen bewusst zu heimischem Honig greifen
– nicht, weil er billig ist, sondern weil sie den Unterschied schmecken –
dann habe ich mein Ziel erreicht.
OLIVIA FUCHS
KONTAKT
fuchs@imkerbund.at